Musik gegen die Einsamkeit

Kieler Bundeswehrsoldaten kommen nach Glückstadt um den Senioren des Landhauses eine Freunde zu machen

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In wechselnden Besetzungen musizieren die Mitglieder des Kieler Marinemusikkorps vor dem Landhaus in Glückstadt
FOTO: CHRISTINE REIMERS

GLÜCKSTADT/KIEL Was für ein Ambiente für die berühmte Oper Carmen. Ein Hauch von Stierkampf auf grünem Rasen vor einer alten Villa, die heute Senioren ein Zuhause bietet. Und da diese in Corona-Zeiten über Wochen keinen Besuch bekommen haben, hatte Pflegedienstleiter Lars Hofmann (34) vom Landhaus – einem Pflegezentrum in Glückstadt and er Elbe – eine Idee: Ein Konzert vor der Haustür.

Und es gab gleich ein hochkarätiges. Denn Musiker des Marinemusikkorps aus Kiel kamen angereist. Bei ihnen hatte Lars Hofmann angefragt. „Ich bin im Reservistenverband aktiv“, erklärt der 34-Jährige. In diesem Rahmen hörte er von der Aktion „Musik gegen die Einsamkeit“. „Ich habe einfach an die Bundeswehr in Kiel geschrieben“, sagt Hofmann. Er wollte etwas Besonderes für die Bewohner, etwas, was Lebensfreunde vermittelt. „Es kam schnell Antwort. Am Freitag wurde ich angerufen, dass bei gutem Wetter das Konzert stattfinden kann.“ Am Montag kam dann die endgültige Zusage. Einen tag später reisten die Musiker an.

Dass Konzerte im Freien so ihre Tücken haben können, zeigte sich gleich zu Beginn. Der Müllwagen musste ersteinmal die Container leeren. Als es danach wieder ruhig war, begrüßte Fregattenkapitän Friedrich Szepansky, der Dirigent des Musikkorps, die Zuhörer. „Wir möchten Ihnen Wertschätzung und Respekt zollen“, sagte er. Viele der Zuhörerinnen und der Zuhörer saßen draußen vor der Grünfläche, so mancher auf den Balkonen der Villa. Zahlreiche Pflegekräfte hörten auch zu, ansonsten gab es wegen der Corona-Krise keine Besucher.

Friedrich Szepansky übernahm es, die einzelnen Stücke vorzustellen. Er erzählte von der klassischen Musik „mit Augenzwinkern“ und vom Leben Mozarts in Salzburg und in Wien. Von der Zeit als er „wie in einem Rausch“ seine Klavierkonzerte schrieb. Und Szepansky sprach von der Zeit, als Mozart „frisch und wagemutig“ Musik komponierte. Die Musiker gaben dazu jeweils Kostproben des berühmten Musikers.

Verwöhnt wurden die Senioren unter anderem auch mit der Musik von Robert Hausmann und Georges Bizet. Zudem hörten sie die „Regentropfen“ von Frederic Chopin.

Die Senioren waren begeistert von der Abwechslung. Und den Bundeswehr-Musikern war es eine Freude, Freude geben zu können. Denn sie haben sich freiwillig bereit erklärt, in kleineren Ensembles für Bewohner von Senioreneinrichtungen zu musizieren. In Glückstadt dauerte das Konzert rund eine Stunde. Und bei allem wurde eines eingehalten: der nötige Abstand, um niemanden zu gefährden.

von Christine Reimers
Fotos von Lars Hofmann, Frau Hauptfeldwebel Sabine Oelbeck
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